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Media Monday #161

Weil es letzte Woche so schön war, mache ich mal wieder mit beim Media Monday.

1. Das Stilmittel, Splitscreens einzusetzen, kann, sofern richtig eingesetzt, durchaus cool sein. Als schierer Selbstzweck  aber natürlich eher blöd. Das gilt übrigens für alle anderen derartigen Storytelling-Kniffe (Zeitsprünge etc.) genau so. 

2. Selten gab es eine unsympathischere Hauptfigur als Keanu Reeves in Matrix , denn Reeves ist schlicht kein sehr talentierter Schauspieler und nicht gerade das, was man unter einem waschechten Charmebolzen verstehen würde. Ich bin weder großer Reeves-, noch großer Matrix-Fan, bin mir aber dessen bewusst, was dieser Film zum Fortschritt des modernen Blockbuster- und Effekt-Kinos beigetragen hat.

3. Star Wars Episode VII hat man mich im Grunde schon am Haken, weil es ist Star Wars, verdammt noch mal! Ganz egal wie scheiße das Ganze werden könnte, ich werde in jeden einzelnen Film, der die Wörter Star und Wars im Titel beinhaltet, jede Fortsetzung und jedes Spin-Off, am ersten Abend in die erste Vorstellung rein rennen und mich wie ein kleines Kind freuen. Und ich bin mir sicher, der Rest der nicht nur film-affinen Welt sieht das nicht anders und wird es mir gleichtun. Disney wird verdammt noch mal eine Menge Geld scheffeln in den nächsten paar Jahrzehnten und das wissen sie. 

4. Es wird allerhöchste Zeit, dass der Hype um Transformers ein Ende findet, denn die Filme sind schlicht scheiße. Ich möchte nicht schon wieder ausartend auf Michael Bay und seiner Art und Weise Filme zu drehen rumhacken, denn das wurde gerade in den letzten Wochen mal wieder mehr als genug getan. Auch bin ich mir nicht sicher, ob man den Erfolg der Transformers-Filme wirklich als einen Hype bezeichnen könnte oder nicht, denn die Reihe hat gerade in cinephilen Kreisen nun wirklich nicht sonderlich viele Fürsprecher. Fakt ist, die Filmefeiern überirdische Erfolge an den Kino-Kassen und keiner kann sich so recht erklären, warum das der Fall ist.

5. Bester Nebeneffekt, mich mit meinen Seh- und/oder Lese-Gewohnheiten auf meinem Blog auseinanderzusetzen, ist der Austausch mit anderen Bloggern und Filmverrückten. Es gibt eine ganz schöne Menge von Leuten da draußen, die das Kino genau so sehr lieben wie ich und auch sehr gerne darüber schreiben. Es macht immer Spaß mit diesen Leuten zu diskutieren und über Filme zu fachsimpeln.

6. Von dem Ninja-Turtles- und einer ganzen Reihe anderer angekündigter Remakes alter Serien- und Spielfilm-Klassiker kann ich mich nur kopfschüttelnd abwenden, weil viele dieser Reboots das Original nicht verstanden haben. Oft handelt es sich um Filme mit einem völlig anderen Konzept als das Original. Nun ist es im Grunde genommen ja alles andere als ein Verbrechen, eine alte Idee wiederaufzugreifen und zu versuchen, ihr neue Facetten zu verpassen, das Ganze neu auszurichten. In vielen Fällen, wie zum Beispiel zuletzt dem misslungenen RoboCop-Remake, kann davon allerdings nicht die Rede sein. RoboCop war vielmehr ein Versuch, ein interessantes Thema in ein 08/15-Blockbuster-Schema zu pressen und es massentauglich zu machen. RoboCop scheiterte an Kritik und Box-Office und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Macher es nicht anders verdient hatten. 

7. Zuletzt gesehen habe ich mal wieder Jan-Ole Gersters Oh Boy und das war großartig , weil bei diesem Film einfach alles stimmt. Mann, was freue ich mich auf sein nächstes Projekt!


Oh Boy und der deutsche Film

Am 26. April 2013 (Jaja, ich weiß, ich bin spät dran) wurden im Friedrichstadt-Palast in Berlin beim Deutschen Filmpreis, der wohl renommiertesten deutschen Auszeichnung, zum 63. Mal die Lolas vergeben. Und obwohl die Zeremonie selbst sich mal wieder an unterkühlter Verkrampftheit selbst zu überbieten versuchen schien, bewies sie vor allem eins: Der deutsche Film kann es noch immer! Manchmal.

Großer Gewinner der diesjährigen Verleihung war mit sechs Auszeichnungen, unter anderem „Bester Spielfilm“, „Beste Regie“ und „Beste darstellerische Leistung“, eindeutig Jan-Ole Gersters wunderbares Erstlingswerk „Oh Boy“ mit Tom Schilling in der Hauptrolle. Zu Recht. Mehr als zu Recht!

In „Oh Boy“ begleiten wir Tom Schlling, charismatisch wie nie zuvor, einen Tag lang auf seiner Irrfahrt durch die Stadt Berlin. Immer wieder begegnen wir mit ihm skurrilen, eigensinnigen Charakteren. In „Oh Boy“ ist niemand so richtig normal. Doch trotzdem wirken all diese Rollen real, aus dem Leben gegriffen.

Doch Gersters Debütfilm ist mehr als das. Mehr als nur eine „Tragigkomödie“. Er ist das Porträt einer Generation. Meiner Generation. „Oh Boy“ ist mein Lieblingsfilm 2012. Und zweifelsohne die mit Abstand beste deutsche Produktion seit Jahren.

Doch damit genug der Superlative. Auf rein rationaler Ebene beweist uns das Dreamteam Gerster/Schilling vor allem, dass wir Deutschen mehr können als nur DDR-Dramen, Til Schweiger-„Komödien“ und Sonntagabend-Krimis.

Denn genau das ist es, wofür schon seit jeher mehr als 80% der Fördergelder draufgehen. Steuergelder. Der deutsche Film tritt schon seit Ewigkeiten auf der Stelle. Und zwar auf verdammt niedrigem Niveau, das ist keine Neuigkeit. Doch woran genau liegt das? Wer ist Schuld?

An mangelnder Förderung kann es nicht liegen. Deutsche Filmschaffende sind ausgestattet mit Fördergeldern, von denen andere (weitaus erfolgreichere) Film-Nationen nur träumen können. Sind es die vielleicht die immer-bösen Öffentlich-Rechtlichen? Vielleicht. Ein Bisschen. Die Summen, die den Öffentlich-Rechtlichen Jahr für Jahr zur Verfügung stehen sind geradewegs lächerlich hoch. Das Stückchen Kuchen, das die Kino-Produktionen dabei abbekommen, hingegen ist lachhaft klein. Dennoch: Die Franzosen demonstrieren es uns jedes Jahr aufs Neue. Es sind keine GEZ-Milliarden nötig, um gute und erfolgreiche Kinofilme zu schaffen.

Liegt es vielleicht an uns? Uns Deutschen? Können wir vielleicht einfach keine guten Filme drehen? Fehlt uns das nötige Talent? Oder ist es mal wieder das böse, böse Bildungssystem? Verstümmeln die deutschen Film-Hochschulen die Kreativität unserer Filmschaffenden und machen sie alle zu kleinen Til Schweiger-Jüngern? Wahrscheinlich ist es etwas von all dem. So genau kann das wohl niemand sagen. Klar ist jedoch: Irgendetwas läuft gewaltig schief bei uns.